Drehmomente
Thomas Kreuz entwirft und baut unter dem Label WauWau Gewürzmühlen. Ein Besuch in seiner Werkstatt und ein Lokalaugenschein in seinem Shop.
Von Barbara Knapp, Fotos von Dieter Brasch
Wir treffen Thomas Kreuz in seinem Haus im niederösterreichischen Haugsdorf, wo er im ehemaligen Stall seine Werkstatt, sein Atelier, eingerichtet, die Drehbank aufgestellt hat. Hier tüftelt und probiert er, entwickelt Prototypen, produziert Kleinserien und Einzelstücke. Für uns wirft er die Drehbank an, demonstriert, wie mit viel Geschick und Fingerspitzengefühl aus einem Rohling ein stilvoller Mühlenkörper entsteht.
„Ich habe eine Idee oder einen Auftraggeber, dann mache ich ein Modell, verändere und bastle so lange, bis das Produkt passt. Wenn eine Mühle dann funktioniert, produziere ich eine Kleinserie, zehn bis fünfzehn Stück. Wenn sie gut ankommt, sich verkauft, verändere ich manchmal noch Kleinigkeiten und dann geht sie in Serie“, erklärt Thomas Kreuz. Das heißt, er zeichnet das Modell im Autocad, schickt es zu einer Dreherei in Znaim, dort wird das Holz CNC-gefräst oder gedreht. „Diese computergesteuerte Fertigung ist viel genauer, als wenn ich eine Schablone anfertige und auf meiner Drehbank arbeite…“ Der Meister fischt den Prototypen der Chilimühle von der Werkbank, erklärt die Entstehungsgeschichte:“ Es begann mit einem Stück Holz, dann experimentierte ich mit dem Blech, die Stanzlöcher waren zu groß oder zu klein, damit ich drehen konnte, montierte ich einen einfachen Maschinengriff. Anfangs geht es nur um die Funktion, da ist alles sehr rudimentär, die Form kommt erst am Schluss.“ Von der Idee bis zum fertigen Stück ist es oft ein langer Weg. So etwa die Pfeffermühle, die er für die Stadt Stuttgart entworfen und gefertigt hat. Sie hat die Form des Fernsehturms.“Ich habe einen Prototyp gemacht, dann sechs oder sieben Modelle hingeschickt, bis eines ausgewählt und hindert Mühle bestellt wurden.“
Thomas Kreuz ist gelernter Goldschmied, hat später an der Universität für angewandte Kunst Produktgestaltung studiert. Mühlen baut er seit 1999. Die erste war aus Porzellan. Wie kam es zum Holz? „Die Porzellanherstellung ist sehr zeitaufwändig, man braucht teure Brennöfen, kann Formen nicht so einfach verändern. Holz ist günstiger und viel mittelbarer, da kann man schnell etwas umstellen…“ Den Gegenpart zum kreativen Design setzt Schweizer Präzision. Das Mahlwerk für Salz-und Pfeffermühlen wird von einem kleinem Familienbetrieb in der Nähe von Zürich gefertigt. Das Besondere ist, dass der Mahlgrad an der Unterseite der Mühle eingestellt werden kann, nicht wie bei herkömmlichen am Kopf, was unweigerlich dazu führt, dass er sich durch die Drehbewegung permanent verstellt.
Locationwechsel: WauWau ist das Eldorado für Pfeffer-und Chili-Aficionados. Mühlen in allen Farben, Größen und Formen, darunter wahre Kunstwerke, die in Kooperation mit anderen Kreativen entstehen. Apropos: Wer ein besonderes Stück Holz, eine tolle Idee oder einfach etwas Geld über hat, kann sich seine eigene Mühle kreieren lassen. So entstand aus einem Kundenwunsch der neueste Clou, eine Reisepfeffermühle – klein, schick, funktional. Der nächste Streich ist in Planung, eine Kombination aus Pfeffer- und Chilimühle im Pocketformat. Ein äußerst reizendes Kerlchen ist der „Kleine Seemann“. Der Körper wird aus Walnussholz gedrechselt, der Kopf aus Aluminium gefräst, die Nase ist eine Bakelitkugel, der Ohring ist aus Kupfer.
Der Drehmoment ist nicht nur in der Fertigung, sondern auch für den User entscheident: So ist etwa die Chilimühle extrem scharf geladen, zwei Umdrehungen ergeben very spicy…