WauWau im Wirtschaftsblatt

Claudia Peintner schreibt im Wirtschaftsblatt Juni 2016 über WauWau

„Pfeffermühlen sind Statussymbole“

Ein Wiener matcht sich bei Gewürzmühlen mit dem Autokonzern Peugeot: Beide produzieren Pfeffermühlen im Hochpreissegment. Der Umsatz von WauWau stieg zuletzt um  ein Drittel.

 

Wien. „Was wäre ein Leben ohne Pfeffermühle?“ steht auf einem Schild über dem Geschäftseingang von WauWau. Der Wiener Thomas Kreuz entwirft und produziert mit seinem Unternehmen seit dem Jahr 2000 Pfeffermühlen, seit zwei Jahren auch Chilimühlen. In der Auslage stehen Klassiker aus Naturholz, rosa oder grün lackierte, welche mit Sisi-Motiv oder in der Form eines Leuchtturms.

„Eine Frau kam vor längerer Zeit vorbei und erzählte mir, dass ihre Freundin Pfeffermühlen sammelt und in einem Leuchtturm heiratet“, berichtet der gelernte Goldschmied. So entstand die Leuchtturm-Pfeffermühle als Hochzeitsgeschenk, die sich mittlerweile auch gut in Serie verkaufe: „Maritime Motive sind gerade gefragt“, erzählt der Einzelunternehmer aus dem siebten Bezirk. So wie Handarbeit generell.

30 Prozent Umsatzzuwachs verzeichnete Kreuz in den vergangenen zwei Jahren, ohne Details zum Ergebnis zu nennen. „Es gibt in einer gewissen Käuferschicht einen Trend zu Qualität und Langlebigkeit. Die Menschen wollen wissen, wo und wie etwas produziert wird.“ Und: „Pfeffermühlen sind ein Statussymbol. Die Leute geben dafür mehr Geld aus, als notwendig wäre.“

Im Sortiment hat der Wiener rund hundert verschiedene Modelle von Gewürzmühlen. Je nach Größe und Modell kosten sie zwischen 52 und 368 €. Pro Jahr verkauft WauWau 2000 Stücke. 20 Prozent davon über das Internet, den Rest im Geschäft und über eine Handvoll Händler. Dass seine Küchenutensilien mit Stephansdom- oder Mozart-Motiv auch gut in einen Souvenirshop passen würden, weiß Kreuz. Zusätzliche Vertriebskanäle sind aber kein Thema: „Wenn ich die Mühlen über Händler verkaufe, brauchen sie hohe Margen, mir bleibt weniger.“

Mahlwerk statt Flinte

Lieber bleibt der Wiener mit seiner Manufaktur klein und tüftelt an neuen Geschäftsideen. So entwickelte Kreuz auch eine Muskatmühle und benannte sie nach der 1950er-Jahre-Song „Polly Molly„. Er verkauft im Geschäft selbst hergestellten Zitronenpfeffer aus dem Apothekerglas und überlegt, wie er die Produktion noch stärker an Österreich binden kann. Die Holzdrehteile für die Gewürzmühlen werden beim Drechsler um die Ecke hergestellt (die Metalldrehteile, Anm.TK) und in der Werkstätte in Niederösterreich weiterverarbeitet. Das Mahlwerk für die Chilimühle stanzt Kreuz im Wiener Schauraum selbst. Die Pfeffer- und Salzmahlwerke werden noch von einem Schweizer Familienbetrieb importiert. Das soll sich bis Jahresende ändern: Kreuz zeigt auf ein grünes Gerät, das im 40 Quadratmeter großen Geschäftsraum steht: „Ich habe mir gerade diese Stoßhobelmaschine gekauft. Sie wurde früher von einer deutschen Waffenschmiede für die Herstellung von Schrotflinten verwendet und wird nun für Mahlwerke umfunktioniert.“

Wachtumstreiber Chili

Ursprünglich studierte Kreuz Produktdesign an der Universität für Angewandte Kunst und ist gelernter Goldschmied. Die kreative Ader des Mühlenproduzenten macht sich auch in der Gestaltung des Schauraums bemerkbar. Abflussrohre wurden zu Deckenleuchten umfunktioniert, im Schaufenster dient ein Skateboard als Abstellfläche für die Gewürzmühlen.

WauWau Pfeffermühlen im Wirtschaftsblatt Juni 2016Den Namen WauWau habe er als Marke gewählt, da er kurz sei, typisch österreichisch und ihn jedes Kind sich merken könne, erzählt der Einzelunternehmer. „Wenn man den Namen im Internet sucht, kommen zuerst meine Pfeffermühlen, dann erst die Hundevereine.“

Ein Viertel der WauWau-Gewürzmühlen wird ins Ausland verschickt. Für den Tourismusverband der Stadt Frankfurt am Main (Stuttgart Anm.TK) fertigte Kreuz etwa Pfeffermühlen an, die wie der Frankfurter Fernsehturm (Stuttgarter Fernsehturm, Anm.TK) aussehen. Neben Deutschland zählen die Schweiz, die USA und asiatische Länder zu den Abnehmern. „Mein Vorteil ist, dass es weltweit wenige qualitätsvolle Hersteller gibt“, sagt der Wiener. Neben WMF und Zassenhaus zählt der französische Automobilkonzern Peugeot zu den größten und ältesten Gewürzmühlenherstellern.

Zuwachspotential für sein Geschäft sieht Kreuz vor allem bei den Chilimühlen, die bereits jetzt 40 Prozent zum Umsatz beitragen. Zum einen würden immer mehr Leute Chilis selbst ansetzen. Zum anderen lägen die Österreicher, was das Schärfen angeht, im europäischen Spitzenfeld. Nicht zu vergleichen allerdings mit Korea, wo statt Pfeffer nur Chili zum Würzen verwendet wird, wie Kreuz berichtet. Hauptverkaufszeit für Gewürzmühlen ist rund um Weihnachten. Wenn es einmal ruhiger im Geschäft zugeht, dann lässt ein Gedanke den Einzelunternehmer nicht mehr los: „Ich möchte durchsetzen, dass es einmal im Jahr einen Tag des Pfeffers gibt. Und die Woche darauf den Tag des Chilis.“